Working Paper No. 2 - ‚Hybridisierung‘ als Strukturprinzip. Überlegungen zu Poetologie und Epistemologie in Torquato Tassos Gerusalemme liberata
David Nelting – 2016
Das Teilprojekt 05 der Forschergruppe Diskursivierungen von Neuem behandelt das Verhältnis von ‚alt‘ und ‚neu‘ in Epos und Epostheorie des Secondo Cinquecento. Im Mittelpunkt des Frageinteresses steht Torquato Tassos poema eroico, die 1581 erschienene Gerusalemme liberata. Tassos poema setzt sich vom ‚alten‘ romanzo cavalleresco ab, indem es sich vor allem an dem zeitgenössisch ‚neueren‘ aristotelischen Klassizismus und an gegenreformatorischen Regelsystemen ausrichtet. Dabei kommt es, so die Grundannahme des Teilprojekts, nicht nur zu Versuchen, z.B. Formen ‚älterer‘ varietas mitzuführen und in das neue Gattungsmodell zu integrieren, sondern zu wesentlich weiter reichenden Hybridsierungen: Tasso sortiert die einschlägigen Bezugssysteme nicht antinomisch – etwa in dem Sinne, dass sein poema im Ergebnis entweder ‚gegenreformatorisch‘ oder ‚humanistisch‘ wäre –, sondern amalgamiert sie dergestalt, dass sein Epos gleichsam in between diverser Diskursregeln einen ‚neuen‘, hybriden Fiktionsraum eröffnet. Das vorliegende Working Paper Nr. 2 möchte diesen Problemzusammenhang skizzenhaft anreißen und das geplante Vorgehen im Ansatz anschaulich machen.