(1) Epische Texte zwischen Rückversicherung und Traditionsbruch (TP 03 Huss, TP 05 Nelting)
Epische Texte stehen in besonderer Weise unter den Vorzeichen des Kanonischen. Dies bedingt bereits in der zeitgenössischen Theoriebildung zum Epos eine große Aufmerksamkeit für die regulative Rolle der kanonisierten Texte und eine produktionsästhetische Tendenz zu besonders starker Rückbindung an deren Darstellungsmuster. Diese Tendenz wird jedoch konterkariert, sobald dem epischen Text statt ‚alter‘ Themenstellungen aus der episch-mythologischen Tradition die Verhandlung des historisch oder ideologisch Aktuellen zur Aufgabe gemacht wird. Sowohl die Kollision von Zeitgeschichte und klassisch-epischen Vertextungsoptionen (TP 03 Huss) als auch das Aufeinandertreffen von humanistischen und gegenreformatorischen Programmatiken und Gestaltungsprinzipien (TP 05 Nelting) bedingen in der Epik der Frühen Neuzeit ein vieldimensionales Wechselspiel von ‚alten‘ und ‚neuen‘ Textverfahren und Deutungsmustern.